Lange Zeit hatte ich an keinem offiziellen Lauf mehr teilgenommen. Erst Manfred aus unserer Laufgruppe schaffte es, mich zu motivieren. „Lauf doch einfach mal in der Staffel mit“, meinte er.
Eine Stunde mitlaufen – das klang machbar. Also meldete ich mich zusammen mit Anna, Christian und Manfred für den Kassel-Marathon an.
Erste Eindrücke
Von Anfang an zeigte sich jedoch, dass es wohl kein besonderes Erlebnis werden würde. Schon beim Abholen der Startnummer herrschte Gedränge. Auf der kleinen Fläche vor dem Auestadion standen die Menschenmassen dicht gedrängt. Es war schwierig, sich überhaupt durchzuschieben. Das wirkte wenig durchdacht und unorganisiert.
Die Strecke
Meine Strecke kannte ich im Vorfeld zwar von den Karten, doch sie im Lauf zu erleben, war enttäuschend. Zehn Kilometer auf gesperrten Straßen durch unscheinbare Wohngebiete – eine unattraktivere Strecke für einen Marathon ist schwer vorstellbar. Auch die Stimmung war gleich null. Zuschauer? Fast keine. Atmosphäre? Fehlanzeige.
Chaos am Wechselpunkt
Am Wechselpunkt ging die Verwirrung weiter. Niemand wusste genau, wo der Shuttle-Bus abfuhr. Nach einigem Herumfragen fanden wir den Platz – einige Hundert Meter entfernt. Doch damit nicht genug: Wir mussten ewig auf den Bus warten. Dadurch verpassten wir den gemeinsamen Zieleinlauf mit unseren Staffelkollegen.
Der Zieleinlauf
Als wir schließlich am Stadion ankamen, ließ man uns nicht hinein. Ein offizieller Abschlussmoment blieb uns verwehrt. Gemeinsam mit einem anderen Staffelläufer entschied ich mich, kurzerhand abseits der Absperrung auf die Strecke zu gehen. Wir liefen zu zweit unseren eigenen Zieleinlauf – ein Moment, den jedoch niemand wahrnahm.
Enttäuschung und ein Lichtblick
Ich habe schon an vielen kleinen und großen Läufen teilgenommen. Doch dass meine Heimatstadt eine so enttäuschende Veranstaltung auf die Beine stellt, macht mich traurig. Fehlende Organisation, eine langweilige Strecke und kaum Atmosphäre – das bleibt hängen. Und dennoch: Ohne Anna, Christian und Manfred hätte ich die Stunde wohl gar nicht durchgezogen. Vielleicht hätte ich sogar meine Frau angerufen, um mich abholen zu lassen. Am Ende war es die Gemeinschaft unserer Staffel, die den Tag gerettet hat.